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Aquarium

Bereits bei der Eröffnung am 8. August 1858 gab es im Zoologischen Garten Frankfurt ein Süßwasseraquarium im Affenhaus sowie verschiedene Reptilien und Amphibien. Im Zooführer von 1863 werden die Aquarien im Obergeschoss des Maurischen Hauses beschrieben. Aus dem dortigen Text geht hervor, dass bereits 1861 Versuche mit der Seewasseraquaristik begannen, die jedoch zunächst hinter den Kulissen erfolgt. Erst als sichergestellt war, dass die empfindlichen Seebewohner überlebensfähig waren, zogen die Aquarien in den für Besucher zugänglichen Bereich im Maurischen Haus. Das erste Aquariensystem bestand aus sechs Aquarien für Salzwasser und drei Aquarien für Süßwasser. Gezeigt wurden u.a. Seeanemonen, Quallen und Taschenkrebse sowie Süßwassersalamander und Süßwassermolusken. In der Zeitschrift „Der Zoologische Garten“ erfolgten regelmäßige Berichte über Bau und Funktion von Seewasseraquarien, denen auch zu entnehmen ist, dass sich das Frankfurter Aquarium nur teilweise bewährte. Die Ausführung aus gebranntem Ton hatte gegenüber der Glasvariante, mit der andere Zoologen experimentierten, einige Nachteile. Dennoch entstand der Wunsch, Meerestiere im größeren Stil zu halten, was im Leers’schen Garten nicht möglich war. Doch für den Dauerbetrieb des Zoologischen Gartens auf einem anderen Grundstück war die Einrichtung eines Großaquariums fest eingeplant.

Die bisherigen Versuche, Fische, Quallen, Seeanemonen und andere Meeresbewohner zu halten, hatten gezeigt, dass neben dem Salzgehalt die relativ konstante Wassertemperatur eine wichtige Rolle spielt. Das konnte im 19. Jahrhundert nur durch den Bau eines gut isolierten Aquariengewölbes erreicht werden. Ein solches spielte bei den Planungen für den neuen Zoo eine wichtige gartenbautechnische Rolle. Wäre es für die Gesamtgestaltung nicht so wichtig gewesen, wer weiß, ob man an der Einrichtung festgehalten hätte, denn die Einrichtung von Aquarien war teuer und die finanziellen Mittel der Zoologischen Gesellschaft begrenzt.

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Das Aquariumsgewölbe samt Wasserturm wurde im ersten Bauabschnitt im Stil einer Burgruine errichtet, doch die Innenausstattung aus Kostengründen zunächst zurückgestellt. Weil eine Finanzierung aus dem Vermögen der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt auf absehbare Zeit nicht möglich war, finanzierten mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt das Aquarium vor, so dass es am 16.07.1877 eröffnet werden konnte. In zwölf Seewasser- und zwei Süßwasseraquarien mit nachgebildeten Landschaften konnten die Besucher einheimische Fische beziehungsweise Meerestiere aus der Nord- und Ostsee sowie dem Mittelmeer betrachten. Zur Abzahlung dieses Kredites wurde ein Sondereintritt für den Besuch des Aquariums eingeführt, den auch Abonnenten und Aktionäre entrichten mussten. Aufgrund der Höhe der Betriebskosten blieb der Sondereintritt weit über 100 Jahre erhalten. 

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Von der Bedeutung des Aquariums zeugt folgender Artikel, den Die Allgemeine Illustrierte Zeitung 1878 unter der Überschrift „Über Land und Meer“ abdruckte: „Zu den wenigen bis jetzt existierenden Seewasseraquarien (3 in Deutschland, so viel uns bekannt) hat sich nun auch das im neuen Zoologischen Garten in Frankfurt a.M. gesellt. Es ist das gerade für unsern von den Meeren so weit entfernten Süden ein epochemachendes Ereignis und für die Wissenschaft sowohl als zur Unterhaltung und Belehrung von großer Wichtigkeit. Das Frankfurter Aquarium hat vor seinen Schwesteranstalten, die gewöhnlich nur die Bewohner der nächsten Meere beherbergen, das voraus, dass man in dessen großartigen geräumigen Abteilungen die Tiere aller Meere bewundern kann.“

1885 zogen Seehunde und Wasservögel ins Aquarium. Dadurch sollten Besucher die Möglichkeit erhalten, diese Tiere auch unter Wasser beobachten zu können. 1886 wurden die Schaubecken verkleinert sowie von künstlichem auf natürliches Meerwasser umgestellt, um für so empfindliche Meerestiere wie Quallen bessere Bedingungen zu schaffen. Leider gibt es aus dieser Zeit weder Zeichnungen noch Fotos oder auch nur nähere Beschreibungen.

Große Veränderungen brachten die Jahre 1903/1904:

Reptilien gab es, soweit es sich um Arten handelte, die im Wasser lebten, schon früh auch im Aquarium zu sehen, doch die meisten lebten im zwar warmen aber dunklen Affenhaus. Ein weiteres Problem war, dass - bis auf wenige Ausnahmen - die Reptilien nur während der Sommermonate gezeigt werden konnten, es aber keine optimalen Unterbringungsmöglichkeiten gab, so dass die Verlustrate hoch war. 1903 gelang es Prof. Dr. Boettger und Zoodirektor Prof. Dr. Seitz, den Verwaltungsrat von der Notwendigkeit zu überzeugten, für die sonnenbedürftigen Reptilien ein eigenes Haus im Gewächshausstil zu bauen. Die Reptilienhalle wurde auf dem Aquariumsberg gebaut und war nur über das Aquarium zugänglich. Am 15. Mai 1904 fand die Eröffnung der als „sonnig, hell und gut belüftet“ beschriebenen Halle statt. Es gab außer kleineren Behältern zwischen tropischen Pflanzen einen geräumigen Käfig für Riesenschlangen. Spezielle Heizungsvorrichtungen sowie „besonders erwärmte Wasserbehälter“ ermöglichten die Haltung von großen Krokodilen. Somit war das Aquarium eines der modernsten, größten und reichhaltigsten Europas geworden.

1907 erfolgte in der Reptilienhalle die Aufstellung von 40 Aquarien für tropische Zierfische, die Wärme und Sonnenlicht benötigten. Dadurch war die Reptilienhalle endgültig zu klein geworden, weshalb eine zweite größere Halle an die bestehende Reptilienhalle angebaut wurde. Im Übergang von der alten zur neuen Halle fand eine Anlage für Tauchvögel Platz, in der diese sowohl über als auch unter Wasser zu beobachten waren. Glanzpunkt der neuen Halle dürften die „tropische Sumpflandschaft mit reicher Bepflanzung für Krokodile“ und die großen Terrarien für Riesenschlangen gewesen sein. Auf der Terrarienrückseite wurden kleine Aquarien aufgestellt, um die Vielfalt der tropischen Fische zu zeigen. In der alten Halle konnten nach dem Auszug der Krokodile Terrarien für größere Echsen und Wasserschildkröten hergerichtet und im kühlen Eingangsbereich eine Lurchabteilung aufgebaut werden. Mit diesen neuen Ausstellungsmöglichkeiten war das Aquarium das größte und vielseitigste aller derartigen Einrichtungen des Kontinents geworden. Fotos von 1912 vermitteln einen Eindruck damalige Reptilienhalle.

Problematisch wurde die Situation im Ersten Weltkrieg. Da weder Ersatzteile noch neue Tiere zu erhalten waren und das Salzwasser dem Material zusetzte, reduzierte sich die Zahl der Seewasseraquarien, dafür entstand eine reichliche Besetzung mit heimischen Binnenfischen. Ein heizbares Becken mit großen farbenprächtigen Tropenfischen konnte bis 1918 erhalten werden.

1926 – 1928 erfolgte eine umfassende Erneuerung des Aquariums, in dessen Verlauf die ursprüngliche Aquariengröße wieder hergestellt wurde. Außerdem erhielt das Aquarium elektrisches Licht und eine neue Mittelanlage mit insgesamt 27 zusätzlichen Aquarien. Auch in der Reptilienabteilung erfolgten Verbesserungen, die zur größten „Lurch- und Reptiliensammlung des Kontinents“ führte, zu der auch einer der erst 1912 entdeckten Komodo-Riesenwarane zählte. Seit der Schließung des Berliner Aquariums 1910 galt das Frankfurter Aquarium als das älteste und nun auch modernste Großaquarium Deutschlands.

Eine besondere Rarität konnten die Aquariumsbesucher ab 1934 bestaunen – eine Seekuh. Weil Seekühe im Gegensatz zu Seehunden Vegetarier sind und auch ansonsten große Unterschiede zwischen den beiden Tierarten bestehen, lebten diese in den beiden nebeneinander liegenden Aquarien an der Stirnseite des Aquariums.

Das Ende des Aquariums kam mit den Bomben des zweiten Weltkriegs. In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober 1943 zerstörte eine Bombe, die in den Weiher einschlug, sämtliche Oberlichter und Deckgläser des Aquariums. Obwohl große bauliche Schäden entstanden, blieb der Tierverlust relativ gering. Der Bombenangriff vom 18. März 1944 tötete schließlich alle im Aquarium lebenden Tiere und zerstörte die Reptilienhallen. Doch dem alten Aquariengewölbe konnte nicht einmal die Bombe, die den Aquariumsturm bis in den Keller durchschlug, etwas anhaben.

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