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Sensationeller Zuchterfolg: Deutschlands erste Nachzucht bei den Fingertieren im Frankfurter Zoo

„Neun Wochen haben wir nur ahnen können, dass unsere Fingertiere Nachwuchs haben“, berichtet Zoodirektor Prof. Dr. Manfred Niekisch. Die sonst so umgängliche Mutter KINTANA war aggressiv gegenüber den Pflegern und immer wieder für längere Zeit in der Brutkiste verschwunden. Ihre Zitzen waren deutlich angeschwollen. „Wir wollten aber auf keinen Fall stören und haben Mutter und vermutetes Jungtier ganz in Ruhe gelassen“, so Niekisch weiter. Am 22. März war es dann soweit, das kleine Fingertier zeigte sich zum ersten Mal in der Anlage im Grzimekhaus – nur für einen flüchtigen, kurzen Moment, lieferte aber so den ersehnten Beweis für diesen ganz besonders wertvollen Zuchterfolg. „Es ist das erste Mal überhaupt, dass in Deutschland ein Fingertier nachgezüchtet wird“, berichtet ein sichtlich stolzer Zoodirektor Niekisch.

Vor 5½ Monaten hatte sich KINTANA (geboren am 11.02.2005 in Bristol, England) ausgiebig mit Fingertier-Mann MALALA (geboren am 8. August 1999 in Trinity, Jersey) gepaart. Bei Fingertieren, auch Aye-Ayes genannt, sind nur Paarungen, die etwa eine Stunde dauern, auch erfolgreich. Es sah also gut aus. Doch dann machte es KINTANA spannend. In der Rückzugsbox für die Fingertiere, in der sich auch die Brutkiste befindet, ist zwar eine Kamera eingebaut, „aber KINTANA wollte sich nicht in die Karten schauen lassen und hat die Kamera mit Nistmaterial zugebaut“, so Niekisch. Die Spannung beim Team des Grzimekhauses war daher in den letzten Wochen groß. Denn Fingertiere werden nur in wenigen europäischen Zoos gehalten, in Deutschland zeigt nur noch der Zoologische Garten Berlin ein einzelnes Männchen. Die Fingertiergeburt in Frankfurt ist die deutsche Erstzucht. „Diese Geburt ist wirklich eine Sensation“, freut sich Niekisch. „Wir sind froh und stolz, dass diese schwierige Nachzucht bei uns im Zoo Frankfurt gelungen ist. Vor allem, weil KINTANA selbst eine Handaufzucht ist. Sie hat gezeigt, dass ihre Instinkte zur Aufzucht von Jungen dennoch voll entwickelt sind. Die Umsicht und die Erfahrung des Pfleger-Teams haben sicher an diesem besonderen Ereignis einen großen Anteil.“

Im Mai 2010 hatte KINTANA ihr erstes Jungtier zur Welt gebracht. Allerdings war schnell klar, dass sie keine Milch hatte. Trotz aller Bemühungen das Kleine von Hand aufzuziehen, verstarb es nach nur fünf Tagen. Allerdings konnten aus diesen Ereignissen wichtige Erkenntnisse gezogen werden, die bei der Geburt in diesem Jahr hilfreich waren. So konnte zum Beispiel die Wärmeregulierung in der Box optimiert werden. Ausschlaggebend war aber, dass KINTANA diesmal ausreichend Milch hat und auch ansonsten bisher alles richtig macht.

Das junge Fingertier sieht schon genauso aus wie seine Mutter, es ist allerdings nur etwa halb so groß. Ein Kindchenschema ist nicht vorhanden: Die Augen der nachtaktiven Feuchtnasenaffen sind auch beim ausgewachsenen Tier relativ groß, das Gesicht ist hell und ausdrucksstark. Der buschige Schwanz, das dunkle, glänzende Fell – alles ist bei dem Jungtier schon wie bei Mutter KINTANA.

Noch ist das Junge sehr selten zu sehen. „Heute Morgen haben wir wieder gewartet und gehofft, dass es sich zur gleichen Zeit wie gestern zeigt“, berichtet Niekisch. „Ein kurzer Blick aus der Kiste – das war’s für heute, vielleicht morgen wieder!“ Leider sind Fingertiere sehr scheu, so dass es nicht möglich ist, das Jungtier zu fotografieren, schon gar nicht mit Blitzlicht. Wer es sehen möchte, muss Geduld mitbringen und ein großes Quäntchen Glück.

In ihrer Heimat im Nordwesten und Osten von Madagaskar leben die Aye-Ayes im Regenwald. Laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN gelten sie als stark gefährdet. Es ist vor allem der Lebensraumverlust durch den Plantagenanbau, der den wildlebenden Beständen zusetzt. Die Fingertiere galten bereits als ausgestorben, bis man sie 1957 wiederentdeckte. 

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