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Verlust der Biodiverstität durch EU Nachhaltigkeitskonzept für Biobrennstoff befürchtet

Prof. Dr. Manfred Niekisch, Direktor des Frankfurter Zoos und Präsident der Gesellschaft für Tropenökologie (gtö), hat sich mit einem Brief an Günther Oettinger, EU-Kommissar für Energie, gewandt. Hintergrund ist die geplante Gleichsetzung von Ölpalmplantagen mit Wäldern im Biobrennstoff-nachhaltigkeitskonzept der EU-Kommission. Niekisch wendet sich gegen diese Gleichsetzung und weist eindringlich auf die ökologischen und ökonomischen Risiken hin.

Im "Biokraftstoff- und flüssige Biobrennstoff-Nachhaltigkeitskonzept" der EU wird eine gewagte Definition des Begriffes Wald formuliert: Wälder sind Gebiete in denen die Bäume eine Mindesthöhe von 5 Metern erreichen und die Baumkronen 30% des Bodens beschatten. Diese Definition des Begriffes "Wald" stellt Ölpalmplantagen mit tropischen Regenwäldern gleich.
"Aus ökologischer Sicht sind Ölpalmplantagen in keiner Weise ein Ersatz für Primär- oder auch Sekundärwälder", sagt Prof. Dr. Manfred Niekisch, Direktor des Zoo Frankfurt und Präsident der Gesellschaft für Tropenökologie. "Durch den steigenden Bedarf an Ölpalmprodukten und die starke Überlappung der für den Anbau von Ölpalmen geeigneten Gebiete mit den hochdiversen tropischen Wäldern stehen weitere gravierende Verluste an Biodiversität bevor."
Umfassende Studien renommierter Wissenschaftler belegen, dass Ölpalmenplantagen wesentlich weniger Arten aufweisen, als Wälder oder andere Agrarflächen. Zudem bringt der Wandel der Landnutzung Veränderungen im Kohlenstoffhaushalt mit sich. "Untersuchungen zeigen, dass es mindestens 75 bis 93 Jahre dauert, bis die Kohlendioxid-Einsparungen durch Biokraftstoffe den Verlust durch die Rodung der Wälder ausgleichen.", führt Niekisch aus.

Wenn Deutschland und die EU danach streben, ihre Verpflichtungen durch das Kyoto-Protokoll einzuhalten, sollten sie darauf achten, auch ihre Verpflichtungen aus der Konvention über Biologische Vielfalt zu erfüllen. Um beide Vereinbarungen umzusetzen, müssen die Entwaldungsraten dramatisch reduziert werden und Palmöl darf nicht als Biokraftstoff eingesetzt werden.

In ihrem Anliegen wissen sich Niekisch und seine Wissenschaftler-Kollegen der gtö mit privaten Naturschutzorganisationen einig. Sie unterstützen ausdrücklich drei Kernforderungen der Naturschutzorganisationen an die EU-Kommission und nationale Regierungen:

  1. Jede Initiative oder Formulierung abzulehnen bzw. zu verhindern, die Ölpalmplantagen in irgendeiner Form mit Wäldern gleichsetzt.
  2. Verbindliche Beimischungsquoten, steuerliche Vergünstigungen und Förderungen für Agrosprit abzuschaffen.
  3. Die Agrosprit-Importe aus Übersee in die EU zu beenden.


"Auch aus eigener Anschauung weiß ich", so Niekisch, "dass Monokulturen in den Tropen und ganz besonders in den Entwicklungsländern nicht nur ökologisch höchst bedenklich und nur allzu oft katastrophal sind, sondern auch verheerende Probleme für die arme Bevölkerung mit sich bringen. Ganz aktuell ist das beispielsweise in Brasilien eingetreten, wo der Anbau von Agrosprit-Pflanzen durch Kleinbauern in deren wirtschaftlichem Ruin endete. Industrielle Monokulturen schaffen Landknappheit und Armut. So gehen ökologische und soziale Argumente gegen Agrosprit und Monokulturen Hand in Hand."

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